Das alte Uichteritz - Teil 1
Ersten Erwähnung des Ortes
Wann Uichteritz gegründet wurde, ist nicht genau nachweisbar. So
wurden urgeschichtliche Funde aus der jüngeren Steinzeit, der
Bronzezeit und der Eisenzeit gemacht. Im Landesmuseum für Ur- und
Frühgeschichte Halle sind Funde aus der Eisenzeit ausgestellt. Hier
handelt es sich um einen Kamm, eine Pinzette, Schildbuckel, Beil und
Messer, was auf eine Besiedlung unserer Gegend durch Freie, nämlich
Bauern und Handwerker, hindeutet.
Wahrscheinlich ist, dass die im Zuge der Völkerwanderung (4. bis 6.
Jahrhundert) von Osten kommenden slawischen Stämmen (Sorben) unseren
Ort gegründet haben. Möglich ist aber auch, dass schon damals eine
germanische Ansiedlung bestand und von den Sorben nur übernommen
wurde. Auf jeden Fall weist der fremdartig klingende Ortname auf die
Besiedlung durch Sorben hin.
An dem Dorftypus kann man jedoch erkennen, dass die Sorben nicht
lange hier gesiedelt haben. Uichteritz zählt zu den so genannten
Haufendörfern. Das heißt, der Ort wurde ohne Plan angelegt, die
Gehöfte wurden errichtet, wie und wo der Wille und die Launen des
Erbauers es für gut befanden. Dieser Dorftypus ist jener, der bei
der Sesshaftwerdung der Germanen nach der Völkerwanderung überall
bei ihnen und durch sie in Anwendung kam.
Möglich ist aber auch, dass unser Ort wieder von Germanen besiedelt
wurde, als zum Schutz der Grenzen im 6. Jahrhundert deutsche
Ansiedler von fränkischen Königen in unsere versetzt wurden. Es
waren meist hessische Ansiedler, so dass unsere Gegend damals
Hassago bzw. Hessengau genannt wurde. Sicher ist, dass die Saale als
Grenzfluss zwischen Thüringen und dem Sorbenland galt und der Ort,
der am linken Ufer der Saale liegt, zu Thüringen gehört, also
wahrscheinlich nicht sehr lange von den Sorben besiedelt wurde.
Die erste Erwähnung unseres Ortes geht zurück auf die Jahre um 1300
(1298 bzw. 1292).
Was vor dieser Zeit in unserem Ort vor sich ging, bleibt im Dunkeln.
Das Uichteritz bei der Eroberung des Thüringer Reiches durch die
Franken 531 schon bestand, wird allgemein verneint. Sicher hat der
Ort aber Kämpfe zwischen Thüringen und Slawen erlebt und ist unter
der Herrschaft sächsischer Kaiser, thüringischer Markgrafen,
sächsischer Pfalzgrafen, fränkischer Kaiser und Thüringer Landgrafen
gestanden. Leider sind davon jedoch keine Aufzeichnungen vorhanden.
Eine genaue Angabe über die Entstehung des Ortes ist also nicht
nachweisbar aber eine erste Erwähnung fand man im Zinsregister des
1285 gegründeten Klarenklosters zu Weißenfels.
1292 und 1304 tauchte der Name „Gebehardus de Uchteritz/Vchteritz“
in dem Coppialbuch des Klosters zu Weißenfels auf.
Eine weitere Erwähnung findet man in Schriften über den Verkauf des
Ortes Markröhlitz durch dieses Kloster an den Ritter Rudolph von
Bünau zu Teuchern, worin der Zeuge „Heinrich von Uichteritz“ genannt
wird (Original im Domstift zu Merseburg).
In den Registern des 14. Jahrhunderts erscheint der Name regelmäßig,
wobei die Schreibweise unterschiedlich angegeben ist. „Ohtric“, das
dem englischen „oht“ (Schrecken) zugedacht werden muß, auch „Ohtheri“
oder Othäd“ sind möglich. Häufig erscheint der altsorbische Suffix „ici“.
Um 1300 etwa stand unsere Gegend unter der Herrschaft des Markgrafen
von Meißen, nachdem das thüringische Landgrafengeschlecht 1247 mit
Heinrich Raspe ausgestorben war und sein Enkel, Heinrich dem
Erlauchten von Meißen, Thüringen erhielt.
Er blieb auch im Laufe des thüringischen Erbfolgekrieges, der erst
1263 entschieden wurde, Sieger und behielt Thüringen.
Nach der Einverleibung Thüringens reichte das Gebiet Heinrichs des
Erlauchten von der Werra bis zur Oder und vom Harz bis zum
Erzgebirge. Es folgten aber auch Zeiten des Niedergehens, als
Albrecht der Entartete, Heinrichs ältester Sohn, die Brehnaschen
Gebiete an Sachsen fallen ließ und das Thüringer Land sogar dem
Kaiser Adolf von Nassau verkaufte. Dagegen kämpften aber seine Söhne
Friedrich und Diezmann und blieben schließlich auch im Besitz ihres
Erbes.
Etwa in diese Zeit fällt der Bau unserer Kirche, des ältesten noch
bestehenden Gebäudes unseres Ortes. Sie wurde im 13. Jahrhundert als
Wehrkirche im romanischen Stil gebaut, in der Mönche aus dem
Benediktiner-Kloster Goseck den Gottesdienst versahen. Später
erhielten dann Uichteritz einen eigenen Pfarrer. An der Hinterseite
der Kirche befinden sich Sandsteinsäulen, in denen sich lange
Rinnen, so genannte „Schwertrinnen“ befinden. In diesen weihten die
Ritter, bevor sie in den Kampf zogen, beim Letzten Kirchgang ihre
Schwerter.
Andere Nachweise von Uichteritz befinden sich im Lehnbuch Friedrich
des Strengen von 1349/50. Dort heißt es:
„Conrad und Otto von Uchtericz haben Lehen erhalten; Ebenso Taunus
von Haldegke residens in Uchtericz. Taunus von Haldegke residens in
Uchtericz hat Lehen in Großkeyna, Reichhardtswerben, Kriechau; hat
Einkünfte aus Borau, Lesau, auch drei Hufe in der Stadt Weißenfels.“
(Hufe: Alle zu einem Hofe gehörenden Feldstücke bildeten mit dem
Gehöft und dem ideellen Anrecht an dem übrigen Gemeindelande, der
Almende, die Hufe. Man versteht darunter den Landbesitz, der einem
Mann zukam, um sich mit seiner Familie zu ernähren, Behuf, behufs.
Es gab Volks- und Königshufe, wobei die Volkshufe kleiner als die
Königshufe war, die deutschen Kaiser ihren Dienstbeflissenen
schenkten. Die Volkshufe betrug in hiesiger Gegend etwa 30-40 ha und
die Königshufe 50 ha. Aus dieser Aufzeichnung lässt sich erkennen,
dass drei Personen aus Uichteritz (Conrad und Otto sowie Taunus von
Haldegken) Lehen erhalten haben, womit sich die Verpflichtung zum
Dienst verband.
Gegenstand des Lehens war nicht nur Grundbesitz, sondern alles was
Nutzen und Einkommen gewährte, (z.B. auch Mühlen, Fischereien,
öffentliche und private Ämter).
Die „von Haldegke“ hatten auch noch weitere Bedeutung. So wurde
Heinrich von Haldegke vom Markgrafen reich belehnt mit Freihufe und
Anteil am Brückenzoll.
1390 verpfändete die Markgräfin Witwe Katharina alle ihre „Beten“
und Gerichte in Uichteritz für 100 Schock breite Groschen an
Friedrich von Haldegke, um „den grozzin Hof ezu Wizzinvels, die dem
Kirchhofe zu erwerben“, wobei es sich hier um den Hof bei der
Weißenfelser Marienkirche gehandelt hat. Staatssteuern nach heutigem
Begriff gab es damals noch nicht. Trat ein Defizit ein, was
grundsätzlich nicht geschehen durfte, so wurde seine Deckung als die
Erfüllung einer besonderen Bitte betrachtet und als sogenannte
„Bete“ verwilligt.
Die Saale, eigentlich ein ruhiger Fluss (etwa 50m breit), sorgt
immer mal wieder mit Hochwasser für Aufsehen. In alten Schriften
wird berichtet, dass die Saale im Jahre 1784 gewaltig aus ihrem
Flussbett trat und in Uichteritz 44 Häuser, Scheunen und Ställe
einstürzten.
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