Die Kirche von Uichteritz

Die Kirche von Uichteritz ist eine einschiffige Saalkirche mit Westeinturm und polygonalem Chor. 
Das Gebäude, aus einheitlichem Quader-Bruchsteinmauerwerk erbaut, ist wohl eine der schönsten und ältesten Kirchen des Landkreises Weißenfels.
Die genaue Entstehungsgeschichte ist nicht bekannt, doch deuten vor allem die spät romantischen Seiteneingänge auf das 13. Jahrhundert hin. Aus dieser Zeit blieben wesentliche Bauteile wie Turm, Taufstein und Altartisch mit Mensa und Reliquienkammer erhalten. Der Barockzeit müssen dann noch die Ausstellungsstücke: Lektionar mit Engelskopf aus dem Jahre 1698, ein Kruzifix aus Holz um 1650 und ein Taufengel in menschlicher Größe aus Holz, kniend im roten Gewand, aus der gleichen Zeit zugeordnet werden.
Die Einwohner von Uichteritz und Lobitzsch besuchten in den früheren Jahrhunderten, wo Uichteritz noch keine Kirche hatte, die Klosterkirche des Benediktinerklosters  Goseck.

Im 13. Jahrhundert bauten sich beide Gemeinden eine eigene Kirche, worin die Mönche aus Goseck, bis zur Reformation, den Gottesdienst abhielten. 1539 erhielt Uichteritz dann seinen ersten eigenen Pfarrer.
Uichteritz ist, laut Martikel vom Jahre 1540, mit dem Nachbardorf Storkau, welches eine eigene Kirche hatte, als Filial verbunden. Über die Besetzung der beiden Kirchen traten besonders seit 1658, vielfache Streitigkeiten ein, teils zwischen dem Consistorio zu Dresden und dem Herzog von Weißenfels, teils zwischen den Superintendenten von Weißenfels und Pforta, teils zwischen den Rittergutsbesitzern von Uichteritz und Storkau.
(Ausführliche Angaben können Sie nachlesen in der Parochie Uichteritz)
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Im Jahre 1630 verehrte die verwitwete Geheimrätin und Oberhofrichterin v. Pöllnitz der Kirche eine neue weißdamastene Altar,- und Taufsteinbekleidung.
Im Dreißigjährigen Krieg, im Jahre 1631, wurde die Kirche von Tilly`s  Soldaten ausgeplündert.
Im Jahre 1726 wurde das Gotteshaus erneuert und erweitert. Es erhielt einen neuen Altaraufbau im Barocken Stil. Weitere Renovierungen wurden 1782 und 1906/1907 durchgeführt.
Mit fünf Glocken hatte Uichteritz das größte Geläut in der Umgebung. Leider fielen drei Glocken den beide Weltkriegen zum Opfer. Die größte von den Glocken wurde wahrscheinlich um 1512/1520 in Halle gegossen und wiegt ca. 32 Zentner. Die kleinere, sogenannte Bauernglocke, wurde 1599 in Erfurt gegossen. Seit 1986 wird das Glockengeläut elektrisch betrieben.
Die Orgel in der Kirche wurde im Jahr 1869 von dem Orgelbauer Wilhelm Heerwagen aus Klosterhäseler erbaut. Sie ist ein zweimanualiges Orgelwerk mit eigenständigen Pedal und zeichnet sich vor allem dadurch aus, das sie bis heute unverändert erhalten geblieben ist.1999 wurde sie von Grund auf renoviert und mit neuen Pfeifen versehen.
Mit viel Eigeninitiative der Kirchengemeinde wurde die Kirche in den Jahren 1986 bis 1989 innen und außen renoviert und instandgesetzt. Im Jahr 1996/97 wurde die Kirchturmuhr mit Zifferblatt (300 Jahre altes Uhrwerk) und die Turmbekrönung erneuert.


Die Kirche
 

Bearbeitet nach Quellen von H. Werner, Lehrer in Uichteritz

Um die Mitte des 9. Jahrhundert war es, als Mönche das Christentum in unsere Gegend brachten. Ihre erste Niederlassung war Goseck. In den späteren Jahren erbauten sie an Stelle der kleinen Kapelle ein größeres Kloster mit Klosterkirche, welche Michaelis 1053 eingeweiht wurde. Von hier aus verbreiteten sie den Segen des Evangeliums.
Eine der ersten Kapellen, die in dem bisher heidnischen Lande gegründet wurde, war die Kapelle zu Lobitzsch. Sie befand sich in dem Haferkornschen Garten, wo noch heutigen Tages Reste zu sehen sind. Mönche von Balgstädt hielten den Gottesdienst ab.

Die Kirche von Uichteritz, wie sie sich uns heute zeigt, ist ungefähr in der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts  im spätgotischen Stile erbaut. Jedoch hat das Gotteshaus im laufe der Jahrhunderte vielfache Umwandlungen erfahren, so dass der reine Stil nicht mehr erhalten ist.
Über der ersten Eingangstür befindet sich ein in Stein gehauenes Christusbild, ein Christuskopf im Hochrelief auf dem Schweißtuch der heiligen Veronika, dass nach Aussage von Sachverständigen nicht nur von hohen Alter, sondern auch von nicht geringem Kunstwerte ist.
Interessant ist auch noch eine andere Kirchentür. Sie befindet sich an der Hinterseite und diente früher den Besitzern des Rittergutes als Eingang, ist aber jetzt geschlossen.
In den Sandsteinsäulen befinden sich lange Rinnen, sogenannte „Schwertrinnen“. Bevor nämlich die Ritter mit ihren Mannen in den Kampf zogen, weihten sie bei ihren letzten Kirchgange ihr
Schwert zum bevorstehenden Streite. Rings um die Kirche lag der Friedhof, der jetzt zum Garten umgewandelt ist.

Treten wir nun in das ehrwürdige Gotteshaus ein. Da steht vor uns der Taufstein, der wohl noch aus der früheren Kirche herrührt. Ein anderes Stück aus alter Zeit ist der leider schadhaft gewordene Altarschrein, der einst wohl recht kostbar gewesen ist. Die heilige Jungfrau Maria hält das Jesuskind in ihren Armen. Die Frauengestalt rechts vom Beschauer ist wahrscheinlich die heilige Barbara. Sie hält in ihrer Rechten das Modell eines Turmes und in ihrer Linken ein Rad. Die dritte Heilige stellt jedenfalls die heilige Katharina dar. Sie hält in ihrer Linken die aufgeschlagene Bibel, worauf der Spruch  2. Tim 3,12 steht:

„Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden.“


Die Rechte stützt sich auf das Schwert.
Die drei heiligen Frauen stehen auf zwei Figuren, die Männer darstellen, und verkörpern so den Sieg des Christentums über Heiden und Juden. Die linke Tür des Altarschreins ist abhanden gekommen. Über den noch vorhandenen Stücken befindet sich die Inschrift:

Gott zu Ehren, der Kirche zur Zierde, ließ diesen Altar aus Christlicher Mildtätigkeit renovieren Barthol. Schweinigel aus Lobitzsch 1658.“  

(Diesen Manne war 1657 seine einzige Tochter gestorben. Darüber berichtet das Kirchenbuch: 1657 den 1. Februar ist Barthol. Schweinigels Tochter Dorothea begraben, als sie den 27. Januar um 11 Uhr  in der Nacht, da sie in der Tür gelegen, gestorben ist.)

Das Herzstück der Kirche, der Altar, ist von wahrhaft künstlerischer Ausführung. Eine Inschrift auf der Rückseite des Kanzelfußes besagt, dass der Altaraufbau aus dem Jahre 1732 stammt. Sie lautet:

„Johann Adam Spindler, als Bildhauergeselle in Arbeit gestanden bei Meister Johann Schmidt in Weißenfels 1732.“

Sehen wir uns nun den Aufbau und die ihm zugrunde liegende Idee näher an;
Links an der Kanzel steht der gewaltige Führer des Volkes Israel, Moses. In seiner Linken hält er die Tafeln des Gesetzes, und die Rechte fast den Stab Gottes.
Das Gegenstück hierzu ist rechts die Gestalt des Propheten Jesaias mit Gesetzbuch und Schwert.
Über der Kanzel sehen wir den Gekreuzigten, der unsere Rettung aus Schuld und Verdammnis ist. Darüber erblicken wir den Auferstandenen mit der Siegesfahne, der dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat. Darüber wieder schauen wir den Herrn als Himmelskönig mit
der Strahlenkrone, der das Weltenrund in seinen Händen hält.
Zu ihm sollen wir uns erbauen lassen zu einer Behausung im Licht, das deuten Zange und Hammer in den Händen der Engelsfiguren. Die linke Säule ist mit Ähren geschmückt, die rechte mit Trauben. An diesen Säulen wird das Brot des Lebens und der Lebenstrank gereicht. Kreutz und Kelch in den Händen der Engelsfiguren soll uns mahnen:

„Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und trinke den Kelch, wie ich ihn getrunken habe.“

Die Traube ist das Sinnbild des heiligen Geistes. Unser Altaraufbau hat viel Ähnlichkeit mit dem Altar zu Schönburg. Das Lesepult trägt die Inschrift:  A. W. 1698.
 

Und nun noch einiges über die Glocken.

Die älteste Glocke ist die „kleine Glocke“. Sie hat keine Inschrift. Diese Glocke soll silberreich sein. Es ist möglich, dass dies die Glocke ist, welche der Sage nach aus der verschwundenen Kirche „Zu unserer lieben Frauen“ in Leißling stammt.

Die große Glocke trägt in gotischer Minuskel die Umschrift: „hilf Got Maria berot anno dui 1512“  
und das Wappen der Stadt Halle, zum Zeichen, dass sie dort gegossen ist.

Die „Bauernglocke“ hat die Umschrift:

„Hermann König von Erfurt hat mich gegossen 1599. Johann Meißner P. Glorias Stieler.“

Die „Sterbeglocke“ ist 1861 von Ulrich in Laucha gegossen.
Die „Feierabendglocke“ trägt die Umschrift:

„Diese Glocke hat Johann Christian von Böllnitz auf Goseck seiner Kirche in Uichteritz verehrt Anno 1675. Christianus Triller P., Johann Neumeister Ludimagister.“

Also fünf Glocken*) hat unsere Kirche. So viele finden sich wohl kaum in einer anderen Dorfkirche.
Im Jahre 1744 hat die erste Erneuerung stattgefunden, wovon uns eine Inschrift auf der Rückseite der Gesetztafeln Kunde gibt. Sie lautet:

„Krippendorff und dessen Söhne Joh. Gottfried und Joh. Christian, Maler von Zeitz 1744.“

Im Jahre 1860 ist die Kirche abermals erneuert worden durch den Maler Nordhoff in Weißenfels. Die jüngste Renovation war im Jahre1906. Die Herren Malermeister Ruck und Söhne unterzogen das schadhaft gewordene Gotteshaus einer gründlichen Erneuerung.
Und das Werk lobt seine Meister. In neuem Glanze steht die Wohnung des Höchsten.

  *) Heute sind nur noch zwei Glocken vorhanden. Die große Glocke, welche wahrscheinlich
1512/1520 in Halle gegossen wurde und etwa 32 Zentner wiegt, sowie die sogenannte Bauernglocke, welche 1599 in Erfurt gegossen wurde.
Die drei anderen Glocken fielen den beiden Weltkriegen zum Opfer.