Erdmann Neumeister(1671 – 1756) als Schüler
der Landeschule Pforta(1686 – 1691)
1. Was ist Schulpforta ?
2. Neumeisters Eintritt in die Schule
3. Sein Aufenthalt in der Pforte
4. Sein Vater – ein Pfortenser Schüler ?
5. Familienverbindungen und Abstammung
6. Neumeisters Abschied von der Pforte |
Was ist
Schulpforte / Pforta ?
Die 1543 gegründete kursächsische Landesschule St. Marien zur
Pforte nahe bei Naumburg an der Saale war mit ihren beiden
Schwesterschulen St. Afra zu Meißen und später St. Augustin zu
Grimma seinerzeit ein Novum als staatliche Schule.
In der "Neuen Landesordnung", die am 21. Mai 1543 von Herzog
Moritz von Sachsen erlassen wurde, ist
der Zweck dieser Schulen bestimmt:
"... damit es an gelahrten Leuten in unseren Landen nicht
mangel gewinne...". Der herzogliche Rat Johann Georg von
Carlowitz hatte wesentlichen Anteil am Gedanken zur Gründung
der Schulen.
Unabhängig von Herkunft und wirtschaftlichen Verhältnissen
sollte die Schule begabte Knaben aufnehmen und in 6 Jahren zur
Hochschulreife führen. Dazu gab es die Stadt- und
Gnadenstellen - vergleichbar mit einem Stipendium, die dem
Schüler freie Kost, Unterbringung und Lehre gewährte.
Voraussetzung für die Aufnahme eines Schülers war neben
vorangegangener guter Schulbildung und einem Gesuch an den
Herzoglichen Hof auch eine bestandene Aufnahmeprüfung. Während
des sechsjährigen Aufenthaltes in dem ehemaligen Kloster
Pforta waren Ferien oder Heimreisen der Schüler nicht
vorgesehen. Selbst in ihrer gering bemessenen Freizeit waren
die als Alumnen
(=Zöglinge) bezeichneten Knaben gehalten, sich einzig des
Lateinischen als gemeinsame Sprache zu
bedienen. |
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Erdmann
Neumeisters Eintritt in die Schule
Mehrere Quellen berichten über Erdmann Neumeisters Zeit als
Schüler in Schulpforte:
1.) Die Bestätigung des Aufnahmegesuchs für Erdmann Neumeister
vom April 1686 findet sich im Archiv und Bibliothek der
Landesschule Schulpforte, Archivnummer 164a, Seite 10
Von GOTTES Gnaden Johann Georg der Dritte,
Herzog zu Sachsen-Jülich, Cleve und Bergk,
CHurfürst
Liebe getreüe, Demnach Unß der Rath zu Weissenfelß, Johann
Neümeisters, Schulmeisters zu Uchteriz, Sohn, zu einer
ihrer Stadtstelle in Unser Land Schul Pforta, unterthänigst
pra(e)senti=ret, und umb Unser gnädigste verordnung an rüif,
daß er daran re=cipiret werden möge, gebethen, Wir auch
solchem ihren suchen stattgegeben, Alß ist hiermit Unser
begehren, ihr wollet vermeldten Knaben, da ... er alters und
geschicklichkeit halber tüchtig, besagter ledigen Stadtstellen
eine einraümen, und ihn mit Cost und Lehre, dem Herkommen
gemeeß versorgen, Daran geschieht Unserer meinung.
Datum Dreßden am 12. April Anno 1686.
Adam Christoph Jacobi D.
2. ) Die Imatrikulationsliste von 1686 verzeichnet unter Nr.
10:
10 Neumeister Weissenfels Stst. 12 April.
3. ) Im Catalogus Alumnorum, dem auch heute noch im Original
vorhandenen Schülerverzeichnis hat Neumeister sich
handschriftlich eingetragen als
Erdmann Neumeister Üchteritzensis
4. ) Erdmann Neumeisters Arbeit zur Aufnahmeprüfung (eine
kurzen Übersetzung Deutsch-Latein),
Archivnummer 65/1, Seite 100
Den Schülern wurde folgender deutscher Text zur Übersetzung
vorgelegt:
Die Katzen essen zwar gerne Fische, aber ins Wasser wollen sie
nicht gehen und dieselbigen fangen. Viel Kinder wollen zwar
gerne gelehrt seyn aber sie wollen in Schulen nicht from,
gehorsam und fleißig seyn. Gleich wie nun eine Katze der
Fische entxxx(sagen?) muß, weil sie solche zu fangen sich
verdrießen lässt. Also müssen sich junge Leibe mancherley
gutes
entxxx(sagen?) weil sie die Mittel darzu zu kommen verachten.
Diejenigen sehen recht, welche auf denen vom lieben Gott
verordneten Wegen ein her gehen und werden der mal eines
großen Nutzen daran haben.
Im Alter von 15 Jahren (decimum quintum) fertigte Erdmann
Neumeister obenstehend abgebildete Übersetzung an, mit der er
seine Lateinkenntnisse unter Beweis stellte und in die Schule
in Pforta aufgenommen wurde. |
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Erdmann Neumeisters Aufenthalt in der Pforte
Lassen wir nun Erdmann Neumeister selbst zu Worte kommen und
über seine Zeit als alumnus portensis berichten:
Quelle:
Gottfried Christian Götzens, Annaeb. Misnici, SS THEOL. CULT.
Kurtze Erzehlungen Von unterschiedenen hin und her
zerstreueten
Gelehrten Welche vormahlen In der Königl. und Churfl. Sächß.
Land=Schule Pforte studiret haben. Leipzig, Druckts und
verlegts
Johann Gottlieb Bauch, Anno 1721. (Seiten 40-47)
Fundort:
Archiv und Bibliothek der Landesschule Schulpforte,
Reg.-Nr.128b bereitgestellt durch die wiss. Bibliothekarin
Frau Petra Dorfmüller (al. port. 1982-1986)
Text:
Das Leben dieses werthen Mannes stehet in Wetzels,
Hymnop.P.2.1721. Helmst. ed. 8. p.225.
Daß dieser vortreffl. Lehrer, unvergleichliche Stütze und
ungemeine Zierde des Evangelischen Zions, in der Schul Pforte
frequentiret, bekennet er selber in der Dedic. an seine liebe
Eltern, Herr Johann Neumeistern, Schulhalter in Uchteritz, und
Frau Margarethen, geb. Franckin, der Priesterl. Lippen, wenn
er von Sorau d. 12. Jun. 1714 also schreibet:
"Was meine eigene Persohn anbetrifft, habe ich zu rühmen, daß
ihr wieder meinen Willen und Inclination mich zum Studiren
gezogen, will immer auch sprechen: getrieben habt. Ich war
meist unter jungen von Adel, denen beyden Hochseel. Herrn von
Pöllnitz, (ach welch ein bitter Andencken machen mir diese
auch im Tode allerliebsten Personen!) erwachsen, und ob mir
wohl ihre rühmliche Erziehung zurNachfolge hätte dienen
können, dennoch einer solchen Freyheit gewohnt worden, welche
vor dem Studiren einen Eckel bekam.
Aber ihr dachtet sorgsamer auf meine Wohlfahrt, als ich
unverständiges Kind es zu der Zeit bedencken kunte.
Tausendmahl habe ich GOtt diese Sünden meiner Jugend, die
wieder eure Liebe und Treue gelauffen sind, insonderheit arg
abgebeten.
Was geschahe? Ihr stecket mich in die Pforte. So schreibe ich
nicht ohne Ursache. Denn es regte sich in keiner Ader einige
Lust in diesem Closter zu bleiben. Doch da erfuhr ich den
Seegen eines unermüdeten Gebethes. Mein gantz Gemüthe wurde,
nicht nach und nach, sondern auff einmahl geändert.
Die Pforte ward mir wie ein Paradieß, und niemahls kan ich an
dieselbe, ohne Rührung des Hertzens, gedencken. Welche Liebe
haben meine treuen Praeceptores mich nicht geniessen? Welchen
Seegen von ihnen mich nicht mit herausnehmen lassen? Die Liebe
und Ehre gegen solche Väter dringet mich, Sie mit Nahmen zu
nennen. Selbige waren: Herr M Joh. Georg Laurentius, als
Rector; Euer naher Bluts=Freund, liebe Mutter, Herr M.
Christoph Francke, als Collega, und der Schrifftsäßigen
Kirchen Inspector; Herr M. Christian Günther, als Con Rector;
Herr M. Joh. Gottlob Hartmann, als Tertius; Herr M. Michael
Roesser, als Cantor; und Herr M. Johann Heinrich Romayer, als
Extraordinarius. Als ich den Wohlseel. Herrn Laurentium, auff
meinen Achseln zu seiner Ruhestätte mit tragen helfen, trat an
seine Stelle Herr M. Daniel Müller.
Alle haben sich nach der Zeit zu ihren Vätern versammlet, biß
auf den lieben (ich weiß kein ander Wort meine tendresse damit
auszudrucken,) Hr. M. Hartmann, itzigen hoch-meritirten
Rectorem, und Herr M. Romeyern, wohlverdienten Pastorem zu
Memleben. Nimmermehr konnte ich mir die Rechnung machen, daß
GOtt mich in ein solch Amt, wie der Wohlseel.
Vetter, Herr M. Francke, ein Mann von grosser Gelehrsamkeit,
und alter teutscher Treu und Redlichkeit, bekleidete, setzen
würde. Inzwischen, da ich ihm in die 4 Jahr Wasser auff die
Hände goß, und mir dabey sein Hertz und Museum offen stund,
habe ich nicht nur von ihm gelernet, der Welt in Heuch- und
Schmeicheln mich nicht gleich zu stellen, sondern auch bey den
Geschäfften seiner weitläufftigen Inspection manches
begriffen, welches mir in meiner, obwohl jener ungleichen,
Ephorie zu statten kömmt.
Wegen ungesunden Leibes muste ich meine Pforte eher verlassen,
als die gewöhnlichen 6 Jahre um waren. Und da ich nun die
Universitaet Leipzig, (welche GOtt zum Seegen setze ewiglich,
und die Reinheit seiner Lehre darinnen nicht verdunckeln
lasse!) bezog, habt ihr mich noch länger, als in der Pforte,
auff derselben fast über euer Vermögen erhalten. Nicht genug.
Als ich nach Biebra und von dar nach den Hochfürstl. Hof nach
Weissenfels, vociret wurde, und mitter Zeit in einen recht
vergnügten Ehestand getreten war, hat eine extraordinaire Güte
gegen mich mein hertzliebes Weib, und 11. werthe Kinder (davon
bereits 5 seelig versorget sind,) nie und noch biß itzo, nicht
auffgehöret. Und gewiß, ein gleiches werden auch meine 3
Schwestern mit den Ihrigen zu rühmen haben.,,"
Eben zu dem Ende kann er die Pforte nicht genug heraus
streichen, wenn er an gedachten Herr Lehmann also schreibet:
Die Feder führt
mich nun zu einem werthen Orte,
Bey dessen Nahmen mir das Blut im Hertzen wallt.
Er heisst der Künste Thor, indem er heisst die Pforte.
Und diese war zuerst des Vaters Auffenthalt.
Hier hat Er seinen Grund der Wissenschafft geleget.
Die liebe Mutter wars, die Ihm die Brüste gab.
Was Rom und Griechenland vor schöne Früchte träget,
Dieselben brach sein Fleiß in ihrem Garthen ab.
Er hat Laurentium zum Meister da gefunden,
Laurentium, der auch mein treuer Meister hieß;
Laurentium, dem ich Cypressen noch gewunden
Als ihn sein letzter Tag zur Ruhe kommen ließ.
Ja, in der Pforte wars, der angenehmen Pforte.
Auch bloß der Nahme macht mich an Vergnügung voll
Ach bin ich viel zu arm und mangeln mir die Worte,
Wenn ich diß Lust=Revier nach Würden preisen soll.
Athen bleibt immerhin in grauer Zeit begraben,
Das auch wohl nimmermehr nicht wieder auffersteht.
Gnung, daß wir ein Athen an unsrer Pforte haben,
Das eher, als die Welt, wills GOtt! nicht untergeht.
Laß seyn, daß Theßalus mit seinem Tempe prahle.
Die Griechen machten auch die kleinsten Sachen groß.
Wer Tempe schauen will, der such es an der Saale,
Die hier mehr Anmuth macht, als dort Peneus Schooß.
Der Auen buntes Kleid, die reiche Frucht der Felder,
Der Berge
stoltze Pracht an Quellen, Obst und Wein,
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Der Gärthen Lieblichkeit, die grüne Pracht der Wälder,
Soll das kein Tempe nicht, ja, weit was Schöners seyn?
Ich dencke noch, wie da der Knabenberg ergötzte,
Der und sen Helicon natürlich vorgestellt.
Wenn man des Mondthags sich auff solchem
niedersetzte,
Sah man in einem Blick zugleich die gantze Welt.
Denn Wasser mit der Lufft, der Himmel mit der Erden,
Gewölck und Sonnen=Licht, Feld, Bäume, Berg und Thal,
Schloß, Closter, Stadt und Dorff, Wild, Vögel, Vieh und
Heerden,
Und Menschen füllten da die Augen auff einmahl.
Hier kan Eusebie geschickte Pflantzen zeugen,
Hygea hohlet hier, was vor sie dienen kan.
Und Themis pfopffet sich sehr viel von diesen Zweigen.
Ja, Mars hat ebenfalls ein gutes Antheil dran.
So sang ich ehemals. Und bitte, zu verzeihen,
Daß ich den alten Thon von neuem angestimmt.
Doch etwa wirst Du Dich mit mir zugleich erfreuen,
Da noch von Meißen her ein Funcken in die glimmt.
Wenn Fürsten=Schüler sich auch spät zusammen finden,
So sind die Engel froh, als wie ein Sprüchwort heisst.
Pflegt nun die Pforte sich mit Meissen zu verbinden,
So giebet sie auch Dir, was Dein Vergnügen preist. |
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Erdmann
Neumeisters Vater – ein Pfortenser Schüler ?
Aus obenstehendem Gedichtsanfang
... Er heisst der Künste Thor, indem er heisst die Pforte.
Und diese war zuerst des Vaters Auffenthalt.
Hier hat Er seinen Grund der Wissenschafft geleget.
.....
Er hat Laurentium zum Meister da gefunden,
Laurentium, der auch mein treuer Meister hieß;
Laurentium, dem ich Cypressen noch gewunden
Als ihn sein letzter Tag zur Ruhe kommen ließ
...
scheinen sich folgende Zusammenhänge zu ergeben:
Dem Gedicht nach müßte Erdmanns Vater Johann Neumeister, der
seit 1664 als Schullehrer in Uichteritz nachgewiesen ist,
Laurentius *) als Lehrer gehabt haben, zumindest 1656 oder
auch später.
Leider ergaben umfangreiche Recherchen im Archiv von Pforta
keinerlei Hinweise, dass Johann Neumeister dort Schüler
gewesen sein kann.
*) Rektor Johann Georg Lorenz (auch Laurentius), *1627, ab 27.
Januar 1656 als Tertius in Pforte, 1662 Konrektor, 1672
Rektor,
gestorben 13.10.1689 an Gelbsucht in Schulpforte. (Quelle:
Petra Dorfmüller, rectores portenses, ISBN 3-934544-96-7, S.
113 ff.)
Der Pfortenser Mathematiklehrer Hübsch schrieb im 18.
Jahrhundert in seinen handschriftlichen Werken über das Leben
ehemaliger Schüler auch einen bemerkenswert langen 3seitigen
Abschnitt über Erdmann Neumeister. Er bezieht sich dabei auch
auf Gottfried Christian Götzens Werk, aus welchem er unter
anderem jenes lange Gedicht über die Pforte mit aufnahm.
Hübsch schreibt:
Seyn Vater Joh. war Schulhalter in Üchtritz. Soll (lt.?)
Götzens Gel. Pf. selbst in der Pforte gewesen seyn, zweifle
aber, ob als Alumnus, weil ich nirgends von ihm etwas
angetroffen. Die Mutter Margarethe eine geb. Frankin +.
Neumeister schreibt von sich selbst, dass er zwar anfangs mit
Widerwillen hierher gezogen, und gar nicht studieren wollen,
weil er bei einigen jungen von Adel ihres freieren Lebens
gewohnt gewesen |
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Familienverbindung und Abstammung
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Friedrich
Francke
Weißbäcker zu Weida
* vor 1617, + nach 1637
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Johannes
Francke
Superintendent zu
Weida
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Johann Neumeister
aus Wurzbach, ab 1664 in
Uichteritz, dort + 26.4.1716
al. port.: ohne Nachweis |
Margarethe Francke
*20.9.1637 Weida
+ 1.12.1732 Uichteritz |
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Vetter
<<<<<<<<< |
Christoph
Francke
*Januar 1644 Weida
al. port. 1657 –1663
1673 Tertius portensis
ab 16.5.1682 geistl. Insp.
+ 25.4.1695
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Erdmann
Neumeister
*1671 Uichteritz
al. port.: 7.6.1686 – 26.1.1691
+ 1756 Hamburg |
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Erdmann
Neumeisters Abschied von der Pforte
weitere Quellen zu bzw. von Erdmann Neumeister im Archiv und
Bibliothek der Landesschule Schulpforte bezeugen seinen
ehrenvollen Abgang aus der Schule:
Valediktionsarbeit v. Erdmann Neumeister 1691, über J.G. v.
Carlowitz, 42 Seiten, Latein, ohne Aktennummer
Alle Schüler hatten am Ende ihrer Studien mit einer Arbeit
über ein literarisches oder historisches Thema ihre
Hochschulreife unter Beweis zu stellen. Vielfach fanden auch
Danksagungen an Lehrer und Förderer Eingang in diese
Schriften.
Erdmann Neumeisters Valediktionsarbeit über Johann Georg
Carlowitz, gewesenen kursächsischen herzoglichen Rat, ist
derzeit noch nicht durch eine Übersetzung heutigen Lesern
erschlossen.
Üblicherweise endete das Schuljahr im Frühjahr kurz vor
Ostern. Erdmann Neumeister litt jedoch so unter
gesundheitlichen Beschwerden, dass er im Januar 1691 folgenden
kniefälligen Bittbrief an den sächsischen Hof sandte:
Serenissime Elector
Domine Clementissime
Quod Serenitatis Tuae munificentia in Gymnasio Portensi, quam
victu quam literis benignissime quinquennium nutritus sim,
omni, quam par est, submissione gratus agnosco. Et vero nisi
valetudo invideret, a munificentia illa clementissima
studiorum meorum diutius profectum hic quaererem: at vero, ut
oculorum taceam hebetudinem, quam ex assiduitate studiorum
contraxi, aliaque symptomata graviter a malo hypochondriaco
tentatus sum hactenus, usque adeo, ut, medico suasore, locum,
valetudinis causa, mutare cogar. Equidem non ignoro, leges
Scholasticas, transacto nondum sexennio, discessum prohibere:
sed quod per leges non licet, id Tuae, Elector Clementissime.
Serenitatis concessione ut liceat, precibus rogo humillimis,
rescriptumque aliquod ea de causa clementissimum exspecto.
Neque tamen literas deseram, sed inter ipsos valetudinis
conflictus experiar Academica studia, quibus Serenissimae Tuae
Celsitudine patriaeque inservire post Deum possim, maiorem
fructum sperans simul pro perpetua Serenitatis Tuae atque
universae Serenissimae Domus Electoralis incolumitate
alacriora rota nuncupaturus. Quibus ut me semper damnet
benignissimus beneficiorum remunerator Deus, precor atque
obtestor.
Serenitatis Tuae
Erwählte Durchlaucht,
Mildester Herr,
Dass ich durch die Wohltätigkeit Eurer Durchlaucht im
Gymnasium von Pforta sowohl durch Kost wie auch durch
Literatur / Lehre sehr gnädig fünf Jahre lang erzogen worden
bin, erkenne ich in voller Demut, die angemessen ist, dankbar
an. Würde es allein die Gesundheit versagen, würde ich von
jener äußerst milden Wohltätigkeit weiter den Fortgang meiner
Studien erbitten: aber dagegen – um die Gefühllosigkeit meiner
Augen zu verschweigen, die ich von der Härte der Studien
davongetragen habe – wurde ich von anderen Symptomen durch ein
schlechtes Herz / Magen / Lunge bis jetzt schwer beunruhigt
und zwar in solchem Maße, dass ich auf medizinisches Anraten
hin gezwungen werde, den Ort aus Gesundheitsgründen zu
wechseln.
Jedenfalls weiß ich genau, dass die scholastischen Gesetze,
die noch nicht mal vor sechs Jahren beschlossen
worden sind, eine Abreise verbieten: aber was durch die
Gesetze nicht sein mag, das kann durch Euch geschehen,
erwählte Durchlaucht. Dass es durch das Einverständnis Eurer
Durchlaucht geschehen möge, erbitte ich in
demütigstem Ersuchen und erhoffe irgendeine gnädige Antwort zu
diesem Fall. Ich will aber nicht die schriftlichen
Studien vernachlässigen, sondern während diesen und während
meine Gesundheit wieder in Ordnung kommt mich in
den akademischen Studien versuchen, durch die ich durch die
Größe Eurer Durchlauchtigkeit und des Vaterlands /
der Heimat Gott dienen kann, während ich hoffe auf eine
größere Frucht zugleich bleibend für Eure Durchlaucht wie
auch für das erwählte Haus der gesamten Durchlauchtigkeit,
sollte durch Eure Reinheit / Unbeflecktheit ein freudiger
Wechsel verkündet werden. Dass der gnädigste Geber aller
Wohltaten, Gott, mich auf ewig verpflichtet, bitte undbezeuge ich.
Eurer Durchlaucht |
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Obiges
Entlassungsgesuch und die erteilte Erlaubnis dazu finden sich
im Archiv der Landesschule unter 1691,
Aktennummer 1648, Nr.3
Von GOTTES Gnaden Johann Georg der Dritte,Hertzog zu
Sachsen,Jülich, Cleve und Berg auch Engern und Westphalen,
Churfürst Liebe getreüe, Wir haben auf beygefügtes Erdmann
Neumeisters, unterthänigstes ansuchen, gnädigst bewilliget,
daß er, daheer Ihr dargegen nichts erhebliches zuerinnern, aus
Unser Landschul Pfortha, mit einem gewöhnlichen Testimonio
dimittiret werden möge, Ist demnach hiermit Unser begehren,
Ihr wollet auch also darnach achten. Daran geschieht Unsere
meinung.
Datum Dreßden am 12. January 1691.
Joh. George Börner D.
Nach fast 6 Jahren intensivem Lernen und Studieren an der
Pforte ging Erdmann Neumeister nach Leipzig an die
Universität. Seine weiteren Studien und Werke betreffen seine
alte Schule kaum und sollen daher an anderer Stelle Würdigung
finden. |
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Mein tiefer
Dank geht an die wissenschaftliche Bibliothekarin Frau Petra
Dorfmüller vom Archiv und Bibliothek der Landesschule
Schulpforte, die mir Zugang zu den Quellen gewährte und allen
ihren Amtsvorgängern, die seit 1543 Hüter dieser Schätze
waren.
Alle Rechte für die Dokumenten-Fotos und darin enthaltene
Texte liegen beim genannten Archiv.
Dank auch an meine alte Schule Pforte, die sowohl meinem
Ur...ur-onkel Erdmann Neumeister als auch meiner Frau Katja
und mir eine alma mater war.
Bienstädt, im Dezember 2006
Uwe Riedel (al. port. 1982-1984) |
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