Erdmann
Neumeister
Von
H. Werner, Lehrer in Uichteritz
Erdmann Neumeister wurde als viertes Kind des
Schulmeisters, oder wie er sich gern nannte, Ludimagister
Johann Neumeister geboren. Die erste Nachricht von Johann
Neumeister befindet sich im Kirchenbuch vom Jahre 1664. Im Jahre
1665 verheiratete er sich mit Margaretha Sättler. Dem
Paare
wurden sieben Kinder geboren. Johann Neumeister waltete 53 Jahre mit
großem Segen hier seines Amtes. Besonders hat er der Pflege der
Kirchenmusik seine Aufmerksamkeit zugewandt. Seit 1696 finden sich
in der Ausgabe der Kirchenkasse auch Posten für die Musikanten,
oder wie sie später hießen, Adjuvanten. Auch von Singstunden ist
die Rede. Alles dies ist ein Beweiß, wie er beides, Vokal- und
Instrumentalmusik, gepflegt hat.
Wie sehr er bei seiner Gemeinde beliebt gewesen ist, geht
daraus hervor, dass er nicht weniger als 14 mal, und er und seine
Familienmitglieder zusammen 52 mal Patenstelle nur hier in
Uichteritz versehen haben, so dass ihn wohl das ganze Dorf hat
„Gevatter“ nennen können.
Am 24.April 1716 endetet sein reichgesegnetes
Leben. Sein selbstgewählter Leichentext war:
„Meinem
Jesum laß ich nicht, weil er sich für mich gegeben.“
In der Umschrift der sogenannten Feierabendglocke, in der Kirche zu
Uichteritz, ist Johann Neumeister, Ludimagister, verewigt. Von
seinen zwei Söhnen hat ihn nur einer überlebt und zwar derjenige,
welcher den Namen seines Geburtsortes bei allen, die das Kirchenlied
gründlicher studieren, bekannt gemacht hat.
Der Geburtstag von Erdmann Neumeister ist unbekannt. Zu
damaliger Zeit wurde nur der Tauftag eingetragen. Der Geburtstag
liegt aber jedenfalls dem Tauftag, dem 14 Mai 1671, sehr nahe denn
in den vereinzelten Fällen, wo der Tag der Geburt verzeichnet ist,
beträgt die Zeit zwischen Geburt und Taufe höchstens drei Tage.
Bei einer Schwester von Erdmann Neumeister beträgt die Zwischenzeit
zwei Tage, in anderen Fällen oft nur einen Tag. Erdmann Neumeister
ist also den
12. oder 13. Mai 1671 geboren worden. Seine Taufzeugen waren drei
Personen, wie es damals bei allen ehelichen Kindern strengste
Sitte war. Als Paten sind erwähnt:
der Wohlerwürdige, Hochachtbare und Wohlgelahrte Herr Nicolaus
Priller, Pfarrer zu Markröhlitz;
der
Ehrenveste und Kunsterfahrene Herr Gottfried Oettel, Bader und
Wundarzt zu Weißenfels
Jungfräuliche
Sättlerin, Herrn Samuel Helmfauers, Verwalters zu Eula,
Stieftochter (die Schwester der Mutter.)
So nach der
Sitte der Zeit, dass ohne Ausnahme, bei einem Knaben zwei Personen männlichen
Geschlechtes als Taufzeugen fungieren. Umgekehrt ist das Verhältnis
der Geschlechter bei der Taufe eines Mädchens.
Über
seine Jugend, sowie über seine Vorbildung wird nichts berichtet.
Jedoch hat sich der Vater die Weiterbildung seines Sohnes sehr
angelegen sein lassen. Daß er kein Opfer gescheut hat, das Wohl
seines Sohnes zu fördern, weist das Kirchen-Rechnungsbuch nach.
Daraus geht hervor, dass Johann Neumeister, Ludimagister, 100 Gulden
von der Kirche zum Studium seines Sohnes geliehen hat. *)
Dieses Kapital hat der Kirche reiche Zinsen getragen. Im
Jahre 1695, am 19. Oktober, ist Erdmann Neumeister als Pate
eingetragen und wird genannt:
„Der Ehrenveste,
Hochachtbare und Wohlgelahrte Herr Magister Erdmann Neumeister,
Theol. stud.“
Er hat also seine Studien in
Leipzig auch als Magister fortgesetzt. Nach Beendigung derselben
wurde er Pfarrer zu Bibra, dann Hofdiakon des Herzogs Johann Georg
zu Weißenfels. Von Weißenfels wurde Erdmann Neumeister als
Superintedent nach Sorau berufen und von da nach Hamburg als
Hauptprediger an die St. Jakobs-Kirche.
Auch an weltlichen und kirchlichen Ehren hat es ihm nicht gefehlt.
Er erhielt die Würde eines
„Russischen
und Schleswig-Holsteinischen Oberconsistirial- und Kirchenrates“
Als er sein Jubiläum als
Hauptprediger feierte, ließ das Kirchen-Ministerium ihm zu Ehren
eine Medaille mit seinem Bildnis prägen.
Erdmann Neumeister erreichte ein Alter von 85 Jahren und
starb am 18.August 1756.
Seine Bedeutung liegt auf dem Gebiete des Kirchenliedes. Das
Provinzial-Gesangbuch enthält
7 Lieder von Erdmann Neumeister (Nr.40, 185, 241, 303, 337, 375 und
407).
Die bekanntesten sind:
„Jesu,
großer Wunderstern“
„Jesu
nimm die Sünder an“
„Mein lieber Gott, gedenke meiner“
„Höchster Gott, durch deinen Segen
“
„So
ist die Woche nun geschlossen“.
Damit das Andenken von Erdmann Neumeister in seinem Geburtsorte fortlebt,
ist auf Betreiben des Pfarrers Winkler im Jahre 1881 am Schulhause
eine Gedenktafel angebracht mit der Inschrift:
Hier wurde
Erdmann Neumeister
Den 12. Mai 1671 geboren.
Er starb zu Hamburg
Den 18. August 1756.
Sein Wahlspruch war: PS. 84,
12. **)
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*) Die Behauptung Straube`s in dem
„Begleitblatte zur Karte des Kreises Weißenfels“: Erdmann
Neumeister sei eines „Wirtschaftsschreibers Sohn“ ist also hinfällig.
Über die andere Bemerkung: „Er habe in seiner Jugend gar nichts
vom Lernen wissen wollen, sondern sich vielmehr in den Ställen und
bei den Pferden herumgetrieben“ lassen sich keine Nachweise
finden.
**) Psalm 84, 12 lautet: „Gott der Herr ist
Sonne und Schild, der Herr gibt Gnade und Ehre; er wird kein Gutes
mangeln lassen den Frommen.“
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