Ortsname Lobitzsch im Wandel der Zeit.


Herr Ronald Friedrich, Leiter der "Uichteritzer Heimatstube", erkundigte sich im Merseburger Domstiftsarchiv nach den Ortsnamen  Uichteritz mit OT Lobitzsch. Die Antwort des Herrn Marcus Cottin stellte er mir für die Uichteritzer Homepage zur Verfügung.

*********************************************
 

Sehr geehrter Herr Friedrich,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Entstehungsjahr und der Namensbildung der Gemeinde Uichteritz/ OT Lobitzsch.
Seit Beginn des Jahres leite ich das Domstiftsarchiv Merseburg, daher komme ich erst jetzt dazu, Ihre Anfrage zu beantworten.

Über das Entstehungsjahr eines Ortes genaue Auskunft zu bekommen, ist äußerst schwierig, da, wie Sie ja anmerkten, sich die Quellen erschöpfen. Zumeist besitzen wir aus der Frühzeit der Orte nur wenige Informationen. In diesem Falle helfen allerdings andere Informationen weiter, wie der Ortsname, die Orts- und Flurform. Im Falle von Lobitzsch habe ich Ihnen aus folgendem Buch Ortsnamenbelege herausgesucht:

Ernst Eichler, Hans Walther: Untersuchungen zur Ortsnamenkunde und Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer Saale und Weißer Elster (Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte 35), Berlin 1984, S. 208 f.:

1350 Lobacz (Lehnbuch Friedrichs des Strengen, 25b)

1378 Labaczs, Labaczsch (Registrum dominorum marchionum Missnensium, 67)

1441 zcu Labacz (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Cop. 42, 189)

1446 Labitzsch (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Cop. 47, 211)

1458 Labatzsch (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Landsteuerregister Amt Weißenfels)

1532 Labatzschs (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Landsteuerregister Amt Weißenfels)

Sicher kennen Sie die Belege bereits. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich im Domstiftsarchiv Merseburg keine Unterlagen zu Lobitzsch befinden, da der Ort nie zum Hochstift Merseburg, also dem Herrschaftsbereich von Bischof und Domkapitel von Merseburg, gehört hat. Dagegen sind, wie oben zu sehen, in den Beständen des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden Funde zu erwarten.

Bezüglich der Herkunft des Ortsnamens heißt es in dem genannten Buch: „Da der Ort am Rande der ehemals versumpften Saaleaue liegt, ist wahrscheinlich eine altsorbische Form „Lovac, Lavac“ zu lova, lava (Sand-)Bank, Brett, Bohle, Steg durch sumpfiges Gelände anzusetzen.“

Es handelt sich also um einen slawischen Ortsnamen. Auf alten Flurkarten könnte man die Flur- und Ortsform überprüfen und diese in die umgebende Landschaft und die dort vorhandenen Ort historisch-genetisch einordnen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas helfen. Bitte melden Sie sich, falls noch Dinge unklar sind oder Sie Literaturhinweise benötigen.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Cottin

Domstiftsarchiv Merseburg

******************************************

Dr. Reinhard Scheunpflug schickte mir zum Thema Lobitzsch folgende Mail:
 

Der Ort Lobitzsch ist viel älter als angegeben.
Bereits im Jahre 961 ist der Ort in einer Schenkungsurkunde Otto I. aufgeführt, d.h. 2011 wird Lobitzsch 1050 Jahre!

Der Text der Urkunde vom 23. April 961 (ausgestellt in Walahusun - Wallhausen) lautet:

... gibt seinem Vasallen Billing die Marken Asendorf, Dornstedt, Lobitzsch im Hassegau in der Grafschaft Siegfrieds (Siegfried II. , Graf von Merseburg, Graf im Hassegau) zu Tausch gegen dessen Erbgut in Biscopstat im Altgau in der Grafschaft Wilhelms. .....


Herzlichst
Dr. Reinhard Scheunpflug

Karl-Marx-Platz 7
06667 Leißling

*******************************************

Den Text der Urkunde und die "freie" Übersetzung durch Herrn Dr. Scheunpflug finden Sie Hier.