Sehr geehrter Herr
Friedrich,
haben Sie
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Entstehungsjahr und der
Namensbildung der Gemeinde Uichteritz/ OT Lobitzsch.
Seit Beginn des Jahres leite ich das Domstiftsarchiv
Merseburg, daher komme ich erst jetzt dazu, Ihre Anfrage zu
beantworten.
Über das
Entstehungsjahr eines Ortes genaue Auskunft zu bekommen, ist
äußerst schwierig, da, wie Sie ja anmerkten, sich die Quellen
erschöpfen. Zumeist besitzen wir aus der Frühzeit der Orte nur
wenige Informationen. In diesem Falle helfen allerdings andere
Informationen weiter, wie der Ortsname, die Orts- und
Flurform. Im Falle von Lobitzsch habe ich Ihnen aus folgendem
Buch Ortsnamenbelege herausgesucht:
Ernst Eichler, Hans
Walther: Untersuchungen zur Ortsnamenkunde und Sprach- und
Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer Saale und
Weißer Elster (Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde
und Siedlungsgeschichte 35), Berlin 1984, S. 208 f.:
1350 Lobacz
(Lehnbuch Friedrichs des Strengen, 25b)
1378 Labaczs,
Labaczsch (Registrum dominorum marchionum Missnensium, 67)
1441 zcu Labacz
(Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Cop. 42, 189)
1446 Labitzsch (Sächsisches
Hauptstaatsarchiv Dresden, Cop. 47, 211)
1458 Labatzsch
(Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Landsteuerregister
Amt Weißenfels)
1532 Labatzschs
(Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Landsteuerregister Amt
Weißenfels)
Sicher kennen Sie
die Belege bereits. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich
im Domstiftsarchiv Merseburg keine Unterlagen zu Lobitzsch
befinden, da der Ort nie zum Hochstift Merseburg, also dem
Herrschaftsbereich von Bischof und Domkapitel von Merseburg,
gehört hat. Dagegen sind, wie oben zu sehen, in den Beständen
des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden Funde zu erwarten.
Bezüglich der
Herkunft des Ortsnamens heißt es in dem genannten Buch: „Da
der Ort am Rande der ehemals versumpften Saaleaue liegt, ist
wahrscheinlich eine altsorbische Form „Lovac, Lavac“ zu lova,
lava (Sand-)Bank, Brett, Bohle, Steg durch sumpfiges Gelände
anzusetzen.“
Es handelt sich
also um einen slawischen Ortsnamen. Auf alten Flurkarten
könnte man die Flur- und Ortsform überprüfen und diese in die
umgebende Landschaft und die dort vorhandenen Ort
historisch-genetisch einordnen.
Ich hoffe, ich
konnte Ihnen etwas helfen. Bitte melden Sie sich, falls noch
Dinge unklar sind oder Sie Literaturhinweise benötigen.
Mit freundlichen
Grüßen
Markus Cottin
Domstiftsarchiv
Merseburg
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Dr. Reinhard Scheunpflug schickte mir
zum Thema Lobitzsch folgende Mail:
Der Ort Lobitzsch ist
viel älter als angegeben.
Bereits im Jahre 961 ist der Ort in einer
Schenkungsurkunde Otto I. aufgeführt, d.h. 2011 wird
Lobitzsch 1050 Jahre!
Der Text der Urkunde vom 23. April 961 (ausgestellt in Walahusun - Wallhausen) lautet:
... gibt seinem Vasallen Billing die Marken Asendorf,
Dornstedt, Lobitzsch im Hassegau in der Grafschaft Siegfrieds
(Siegfried II. , Graf von Merseburg, Graf im Hassegau) zu
Tausch gegen dessen Erbgut in Biscopstat im Altgau in der
Grafschaft Wilhelms. .....
Herzlichst
Dr. Reinhard Scheunpflug
Karl-Marx-Platz 7
06667 Leißling
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Den Text der Urkunde und die "freie"
Übersetzung durch Herrn Dr. Scheunpflug finden Sie
Hier. |